Blutegeltherapie: Hilfe bei Arthrose, Rückenschmerzen und Bluthochdruck
Blutegeltherapie – klingt eklig, kann aber wahre Wunder wirken – gerade bei Schmerzen. Medizinisch anerkannt ist der Einsatz der kleinen Blutsauger inzwischen bei chronischen Schmerzen im unteren Rücken und bei Arthrose. Der Egelspeichel enthält viele gesundheitsfördernde Substanzen, die in Kombination verschiedenste Erkrankungen lindern können. Nicht nur Heilpraktiker schwören auf dieses uralte Naturheilverfahren, sondern auch vermehrt Schulmediziner.
Was ist die Blutegeltherapie?
Bei der Blutegeltherapie werden mehrere medizinische Blutegel zu Heilzwecken auf die Haut des Menschen platziert, an denen dieser Schmerzen oder andere Gesundheitsbeschwerden hat. Die Blutegel folgen nun ihrem natürlichen Trieb: Sie saugen sich fest und beginnen ihr Mahl, indem sie ihrem Wirt, also dem Menschen, Blut abzapfen. Dies ist pro Therapiesitzung nicht viel – lediglich etwa 10 Milliliter pro Egel. Mit den Nachblutungen sind es zwischen 35 und 50 Milliliter.
Die Blutegelbehandlung ist vergleichbar mit einem Aderlass – ein traditionelles Heilverfahren, das schon seit mehreren Tausend Jahren in der Volksmedizin zur Anwendung kommt. Dabei werden zum einen mit dem Verlust an Blut schädliche Stoffe ausgeschieden, zum anderen besitzt der Speichel des Blutegels umfassende Heilkräfte, die bei zahlreichen Beschwerden wie Rückenschmerzen oder Kniegelenkschmerzen helfen können.
Was sind Blutegel?
Blutegel gehören zu den Ringelwürmern ebenso wie der Regenwurm. Die Bezeichnung „Egel“ leitet sich vom griechischen Wort „echis“ ab, das für „kleine Schlange“ steht. Der Blutegel kann eine Größe von bis zu 15 Zentimetern und ein Alter von 30 Jahren erreichen. Es gibt über 600 Blutegel-Arten auf der Welt. Für medizinische Zwecke eignet sich jedoch nur der medizinische Blutegel (Hirudo medicinalis), der sowohl in Europa als auch in Nordafrika und Kleinasien vorkommt. Er weist eine bräunliche Färbung, schwarze Flecken auf dem Bauch und rote Streifen am Rücken auf.
In der freien Natur, wo sie in Süßwassergewässern wie Bächen oder Tümpeln leben, ernähren sich die Blutegel von tierischem Blut, allen voran dem von Rindern. Sie gehen mit dem Tier eine Symbiose ein. Der Egel bekommt das Blut, der Wirt die gesundheitsfördernden Substanzen seines Speichels. Dabei können die Egel das 5 bis 10-Fache ihres Körpergewichts an Blut aufnehmen. Dieses versorgt die Ringelwürmer dann zwei Jahre lang mit Nahrung. Den enormen Sog erzeugen die Egel mit ihren drei Kiefern und den ganz feinen Zähnchen, zwischen denen der Speichel abgesondert und auf den Wirt übertragen wird. Aufgrund der großen Beliebtheit der Blutegeltherapie Anfang des 19. Jahrhunderts sind die nützlichen Blutsauger in der Natur selten geworden, weshalb sie in vielen Ländern unter Naturschutz stehen.
Woher stammen die medizinischen Blutegel?
Da die medizinischen Egel in der Natur kaum noch zu finden sind, bestellen Apotheken, Arztpraxen oder Heilpraktiker sie bei speziellen Zuchtanlagen. Oder man importiert die Ringelwürmer aus anderen Ländern wie Bulgarien oder der Türkei.
Herkunft der Blutegeltherapie und Wiederentdeckung des sanften Heilverfahrens
Die Blutegelbehandlung oder die Hirudotherapie ist ein Heilverfahren, das schon in Mesopotamien, also vor etwa 3000 Jahren, bekannt war. Auch die medizinischen Gelehrten des alten Ägyptens oder Indiens um 500 v. Chr. haben diese Form des Aderlasses bereits praktiziert. Im Mittelalter wurde dieses nebenwirkungsarme Naturheilverfahren dann auch in Europa angewendet. Heute werden die Heilwirkungen der Blutegeltherapie wieder geschätzt, weshalb sie sowohl in der Alternativmedizin als auch in der Schulmedizin wieder zum Einsatz kommt.
Welche Inhaltsstoffe sind bei der Blutegeltherapie für die Heilwirkungen verantwortlich?
Die Blutegeltherapie kann mit diversen Heileffekten punkten. Im Speichel des Blutegels sind über 100 aktive Substanzen, davon 20 mit nachgewiesener Heilwirkung enthalten. Die spezielle Heilwirkung der Blutegeltherapie kommt aufgrund der Kombination dieser arzneilich wirksamen Inhaltsstoffe zustande. Wichtige Wirkstoffe sind neben dem Hirudin, Calin, Eglin, Bdellin sowie Destabilase und Apyrase, diverse Faktor-Xa-Hemmer sowie Hyaluronidase.
Wirkung der Blutegeltherapie
Durch das Saugen des Blutegels an speziell ausgesuchten Hautstellen des Menschen, kommt es durch die Blutegeltherapie zu folgenden Wirkungen:
- Schmerzlinderung
- Förderung von Entgiftung und Entschlackung (und somit Unterstützung des Heilungsprozesses)
- lokale Auflockerung des Gewebes (z. B. Muskelverspannungen)
- entkrampfende Wirkung
- entzündungshemmende Wirkung
- antibiotische Wirkung
- blutverdünnende Wirkung und verbesserte Durchblutung
- Hemmung der Blutgerinnung
- löst Stauungen in Venen, Lymphgefäßen und anderen Geweben
- Vorbeugung der Bildung von Blutgerinnseln oder Auflösung bereits bestehender Gerinnsel
Bei welchen Erkrankungen wird die Blutegeltherapie angewendet?
Die Blutegeltherapie wird nicht eingesetzt, um Erkrankungen wie Arthrose oder die rheumatoide Arthritis zu heilen. Vielmehr geht es darum, die damit einhergehenden Beschwerden – vor allem die starken Schmerzen – zu lindern. Daher ist das Haupteinsatzgebiet der Blutegelbehandlung die Schmerztherapie und hier vor allem die Behandlung chronischer Schmerzen.
Blutegeltherapie bei Arthrose
Bei Arthrose (Gelenkverschleiß), etwa Kniearthrose, die mit starken Knieschmerzen einhergeht, kann die Blutegeltherapie erwiesenermaßen positive Behandlungserfolge verzeichnen. Laut einer Studie der Universität Duisburg-Essen ist die Blutegeltherapie bei Kniearthrose, einem Verschleiß des Kniegelenks, wirksam. Vielen Patienten konnte mithilfe der „lebenden Arzneimittel“ zur Schmerzfreiheit, zu beweglicheren Gelenken oder zumindest zu einer Verringerung der Gelenkschmerzen verholfen werden. Aufgrund der positiven Ergebnisse dieser Studie empfiehlt die Schulmedizin die Blutegeltherapie bei Arthrose in verschiedenen Gelenken (wie dem Ellbogen, dem Sprunggelenk, dem Hüftgelenk, dem Iliosakralgelenk oder dem Daumensattelgelenk).
Blutegeltherapie bei rheumatoider Arthritis, Rheuma und Gicht
Bei Rheuma ist die Blutegelbehandlung ebenfalls ein anerkanntes medizinisches Therapieverfahren, um die Schmerzen zu lindern. Die umfassenden Wirkungen der Blutegeltherapie beruhen darauf, dass verschiedene Heileffekte zusammenkommen. Bei chronischen Schmerzen, wie sie bei Rheuma, rheumatoider Arthritis oder Gicht auftreten, liegen immer auch Stauungen im Gewebe vor. Es sind dann beispielsweise Muskeln verspannt, die Lymphflüssigkeit oder das Blut können an der schmerzenden Stelle nicht richtig fließen. Oft spielen auch eingelagerte Zellgifte beim Schmerzgeschehen eine Rolle.
Wird nun mithilfe der Egel Blut am schmerzenden Gelenk oder bei Rückenschmerzen am Rücken abgelassen, werden die schädlichen Stoffe in dem Bereich ausgeschieden, was bei manchen Erkrankungen schon ausreicht, um den Heilungsprozess einzuleiten. Lösen sich dann auch noch verspannte Muskeln oder verklebte Faszien (Bindegewebe) durch eine verbesserte Durchblutung auf und fließen an dieser Stelle wieder mehr Blut oder Lymphflüssigkeit als bisher, beeinflussen diese Veränderungen den Schmerzzustand positiv.
Entzündungen spielen bei vielen chronischen Erkrankungen – so auch bei Rheuma, Arthritis oder Gicht – eine tragende Rolle. Diese Entzündungen werden durch die entzündungshemmenden Wirkstoffe des Blutegelspeichels eingedämmt, wodurch Gelenkschmerzen oder Rückenschmerzen zurückgehen können. Nach Ansicht einiger Experten ist die Blutegeltherapie wirksamer, nebenwirkungsärmer und daher empfehlenswerter als die Schmerztherapie mit Schmerzmitteln (z. B. nicht-steroidalen Antirheumatika) – vor allem wenn die Schmerzmittel dauerhaft eingenommen werden müssen.
Blutegelbehandlung bei chronischem Rückenschmerz
Nachgewiesen werden konnte die Wirksamkeit der Blutegeltherapie auch für chronische Rückenschmerzen im unteren Rücken, eine der häufigsten Wirbelsäulenleiden überhaupt. Hier können die kleinen Blutsauger die Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule durch ihre entstauende, entkrampfende und durchblutungsfördernde Wirkung deutlich lindern – und das für lange Zeit. Zudem können die Wirkstoffe des Egelspeichels die Beweglichkeit der Lendenwirbelsäule bei Betroffenen verbessern und deren Schmerzmittelverbrauch senken.
Nicht zuletzt können viele Menschen durch die Blutegeltherapie ihre Depression oder depressive Verstimmung, die oft mit einem chronischen Schmerzgeschehen einhergeht, überwinden und so ihre Lebensqualität steigern. Ebenso erfolgreich kann eine Behandlung mit Blutegeln bei Rückenschmerzen oder Beschwerden im Bereich der Halswirbelsäule oder der Brustwirbelsäule verlaufen.
Blutegeltherapie bei Fibromyalgie
In der Naturheilkunde wird die Blutegeltherapie des Weiteren bei Fibromyalgie eingesetzt. Bei dieser Erkrankung, die heute sehr weit verbreitet ist, kommt es zu chronischen Muskelschmerzen in mehreren Körperregionen wie dem Rücken, den Schultern und den Beinen. Durch Entstauung der umliegenden Gewebe wie der Lymphe oder Blutgefäße, der Ausleitung schädlicher Zellgifte, einer verbesserten Durchblutung, etwa durch Lockerung der Muskulatur, können diese chronischen Schmerzen in den Muskeln reduziert werden.
So ist die Blutegelbehandlung bei Fibromyalgie ein alternatives und effektives Naturheilverfahren, das einer andauernden Einnahme von Schmerzmitteln vorzuziehen ist. Typische Beschwerden der Fibromyalgie wie Schulterschmerzen, Armschmerzen und Beinschmerzen sowie Erschöpfung und Schlafstörungen können mit diesem lebenden Naturheilmittel effektiv reduziert werden.
Blutegeltherapie bei Krampfadern, Thrombosen, Venenentzündungen und Besenreisern
Ein weiteres Einsatzgebiet der Blutegeltherapie sind Venenerkrankungen. Bei Krampfadern (Varizen), einer Venenschwäche, verbessern die Inhaltsstoffe des Egelspeichels die Fließeigenschaften des Blutes, sodass die Blutstauung in den Venen abnimmt und die Krampfadern zurückgehen können. Dadurch sind auch damit einhergehende Schmerzen in den Beinen und Schwellungen einzudämmen. In einigen Studien wurden die Heilwirkungen der Blutegelbehandlung bei Krampfadern und Besenreisern (winzigen Krampfadern) bestätigt. Bei Geschwüren (offenes Bein), die sich aufgrund einer Venenschwäche bilden, kann das alternative Heilverfahren dazu führen, dass diese schneller abheilen.
Die entzündungshemmenden Eigenschaften des Blutegelspeichels macht sich die Naturmedizin bei Venenentzündungen, also Entzündungen der Venenwand, zunutze. Diese gehen oft mit Krampfadern einher. Die Wirkstoffe des Egelspeichels können wirksam dabei helfen, dass die Entzündung in den Venen zurückgeht und die Beschwerden sich bessern.
Auch Blutgerinnsel (Thrombosen) können durch Venenentzündungen entstehen. Die Blutegeltherapie kann sowohl in der Vorbeugung von Thrombosen als auch in der Behandlung bereits bestehender Thrombosen positive Effekte bewirken. Denn das sanfte Naturheilverfahren hilft dabei, das Blut zu verdünnen und Blutgerinnsel aufzulösen.
Blutegeltherapie bei Bluthochdruck
In Studien konnten Menschen mit Bluthochdruck mithilfe der Blutegeltherapie ihren Blutdruck um 20 Punkte senken. Viele benötigten in der Folge weniger Medikamente, um den Bluthochdruck zu regulieren. So ist die natürliche Heilmethode eine gute Alternative zu chemischen Blutdrucksenkern. Wenn die Egelbehandlung alle 2 bis 3 Monate wiederholt wird, kann der abgesenkte Blutdruck laut einer Studie sogar dauerhaft auf diesem Niveau bleiben.
Die Forscher erklären sich die Wirkung der Blutegeltherapie so, dass sich neue rote Blutkörperchen bilden, die flexibler sind und mit weniger Druck durch die Blutgefäße gepumpt werden müssen. Eine zweite Erklärungsmöglichkeit sehen die Wissenschaftler darin, dass der Eisenanteil im Blut durch den Mini-Aderlass sinkt, wodurch Gefäßinnenhäute – wie bei einem zu hohen Eisenanteil – nicht mehr geschädigt und die Gefäße nicht mehr verkrampfen würden. Dadurch könne der Bluttransport besser funktionieren. Viele Menschen mit Bluthochdruck haben einen Überbedarf an Eisen im Körper, der den Blutgefäßen schadet.
Blutegeltherapie bei Migräne
Warum die Blutegeltherapie bei Migräne helfen kann, darüber sind sich Forscher noch nicht einig. Man vermutet, dass Mini-Entzündungen bei den unerträglichen Kopfschmerzen ebenso eine Rolle spielen wie auch eine Minderdurchblutung bestimmter Bereiche. Da die Inhaltsstoffe des Blutegelspeichels Entzündungen eindämmen und die Durchblutung fördern, ist es möglich, dass die Egelbehandlung bei Migränebeschwerden wie Sehstörungen, Kopfschmerzen oder Übelkeit aus diesen Gründen anschlägt.
Blutegeltherapie bei Tinnitus
Viele Menschen leiden in unserer stressigen Zeit unter Tinnitus – den quälenden Ohrgeräuschen, die vom Körper oft eine Antwort auf eine psychische Überforderung darstellen. Denn unter Anspannung verkrampfen sich auch die kleinsten Gefäße, die das Ohr mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen. Dadurch können Durchblutungsstörungen am Innenohr entstehen, die mit einem Klingeln, Rauschen, Pfeifen oder Brummen einhergehen können. Durch die Blutegeltherapie wird die Durchblutung des Ohrs verbessert, die Nährstoffe gelangen besser zum Ohr und die Gefäße erweitern und entspannen sich. Mithilfe der Blutegel kann ein Tinnitus zwar nicht geheilt werden, aber immerhin zeigt die Erfahrungsmedizin, dass sich die Symptome bei vielen Menschen bessern, sodass die Lebensqualität der Betroffenen wieder zunimmt.
Blutegeltherapie bei Endometriose und daraus resultierender Unfruchtbarkeit
Die Blutegeltherapie kann auch Frauen mit Endometriose helfen. Bei dieser Erkrankung leiden Frauen unter starken Regelschmerzen, Unterbauchschmerzen und häufig Unfruchtbarkeit. Gewebe, das eigentlich in die Gebärmutter gehört, wächst hier außerhalb des Organs – im Bauchraum. Es kommt häufig zur Verklebung der Eileiter und Eierstöcke, wodurch sich eine Schwangerschaft nicht einstellen kann. Die entzündungshemmenden und schmerzlindernden Wirkstoffe des Blutegelspeichels können bei betroffenen Frauen bewirken, dass die Schmerzen weniger werden. Die Entstauung des Gewebes in den weiblichen Geschlechtsorganen mit verbessertem Blutfluss kann letztlich dazu führen, dass die Symptome der Endometriose zurückgehen und sich der Kinderwunsch doch noch erfüllt.
Blutegeltherapie bei Hämorrhoiden
Auch wenn sich viele Menschen nicht trauen: Sogar bei Hämorrhoiden ist die Blutegeltherapie einsetzbar. Manche Hämorrhoidensalben enthalten die entsprechenden Wirkstoffe der Egel. Die heilenden Blutsauger können aber auch direkt angesetzt werden. Es gibt bereits viele Erfahrungsberichte aus Naturheilpraxen, in denen Betroffene mit den Egeln gute Heilerfolge bei Hämorrhoiden erzielen konnten. Die Blutegelbehandlung ist eine nebenwirkungsarme Möglichkeit, um Hämorrhoiden-Beschwerden wie Brennen, Jucken oder Schmerzen am Anus wirksam zu lindern.
Weitere Anwendungen der Blutegeltherapie
Weiterhin setzen Heilpraktiker, Naturmediziner, teilweise auch Schulmediziner Blutegel bei folgenden Erkrankungen ein:
- chronischen Entzündungen der Nasennebenhöhlen (Nasennebenhöhlenentzündung) und Mittelohrentzündungen
- Hodenentzündung
- Gallenblasenentzündung
- Brustdrüsenentzündung
- Sehnenscheidenentzündung
- Schleimbeutelentzündung
- Muskelverspannungen
- Tennisarm
- Stauungen in den Lymphgefäßen (Lymphödem)
- Gürtelrose (Herpes zoster)
- Infektionen bei Insektenstichen
Wie fühlt sich die Blutegeltherapie an? Ist die Behandlung schmerzhaft?
Die Blutegeltherapie ist wenig bis nicht schmerzhaft. Das Festsaugen der Egel wird häufig mit dem Gefühl eines Nadelstichs verglichen. Was dann folgt, beschreiben viele Menschen so, als hätte man eine Brennnessel berührt.
Ablauf der Blutegeltherapie
Vorbereitung der Blutegeltherapie
Zunächst solltest Du Dich beim Arzt erkundigen, ob eine Blutegeltherapie für Dich und Deine Beschwerden in Frage kommt. Wenn Du Medikamente einnimmst, frage den Arzt, ob es zu Wechselwirkungen mit der Blutegeltherapie kommen kann. Suche Dir einen spezialisierten Therapeuten. Da die Blutegel geruchsempfindlich sind, solltest Du 3 Tage vor der Behandlung an der betreffenden Stelle keine Seife, Duschgel oder Creme auftragen.
Am Tag der Blutegeltherapie solltest Du Dich ausruhen und viel Wasser trinken. Suche Dir bequeme Kleidung aus und wähle vor dem Beginn eine bequeme Sitzposition, die Du für etwa 2 Stunden einnehmen kannst. Der Therapeut reibt die Hautstellen mit einem feuchten Tuch ab, um die Durchblutung dort zu optimieren. Die Stelle, an der der Egel saugen soll, wird markiert beziehungsweise leicht eingeritzt.
Durchführung der Blutegelbehandlung
Nun setzt der Therapeut mehrere Blutegel auf die entsprechenden Stellen. Sofort saugen sie sich fest. Während der Behandlung geben die Tiere ihren heilungsfördernden Speichel in die Wunde ab. Nach 40 bis 90 Minuten haben sie ihr maximales Aufnahmevolumen erreicht und fallen von allein ab. Die Blutegel dürfen nicht vorzeitig vom Körper abgerissen werden, da auf die Art Teile des Kiefers in der Wunde stecken bleiben können oder sich der Blutegel erbricht, sodass unerwünschte Stoffe in die Wunde gelangen. Muss die Behandlung – aus welchen Gründen auch immer – unterbrochen werden, wird der erfahrene Therapeut mit einem Holzspatel versuchen, vorsichtig den Kiefer des Egels von der Haut abzulösen.
Nachbehandlung und Tipps rund um die Behandlung
Die Wunde blutet nach dem Loslassen der Blutegel noch bis zu 24 Stunden weiter, da die Tiere die Blutgerinnung gehemmt haben. Dieser Effekt ist erwünscht und stellt daher keine Nebenwirkung dar. Es wird ein Verband auf die Stellen gelegt, der bei starker Blutung stündlich, später nach 12 Stunden, vom Therapeuten gewechselt wird.
Das Verhalten danach: Während Du den Verband hast und die Wunde noch nicht verschlossen ist, solltest Du nicht duschen. Am Tag der Blutegeltherapie und am Tag danach bitte keinen Sport treiben oder andere anstrengende Bewegungen durchführen. Sollte die Wunde jucken, versuche nicht daran zu kratzen, da sie sich sonst entzünden kann.
Die Blutegel dürfen nur 1 Mal verwendet werden, da sonst die Gefahr besteht, bei einem anderen Menschen Infektionskrankheiten hervorzurufen. Die Blutegel werden im Anschluss an die Behandlung entweder fachgerecht getötet – durch Einfrieren oder 100 %-igen Alkohol – oder an den Zuchtbetrieb zurückgesandt.
Dauer der Blutegeltherapie
Die Blutegeltherapie kann mit Vorbereitung und Nachbehandlung bis zu 4 Stunden dauern. Das Saugen der Blutegel an sich dauert 40 Minuten bis 90 Minuten. Aufgrund der Nachblutungen muss aber die Nachbehandlung sorgfältig erfolgen, was eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt.
Wie oft sollte eine Blutegeltherapie durchgeführt werden?
Wie schnell die Blutegeltherapie wirkt, ist unterschiedlich. Oft wird die gewünschte Wirkung bereits nach einer Anwendung erzielt. In diesen Fällen tritt unmittelbar nach der Blutegelbehandlung die Schmerzfreiheit ein. Bei anderen Menschen, etwa mit Kniearthrose, wird die Blutegelbehandlung häufig noch einmal wiederholt, bevor die Knieschmerzen abklingen oder sich zumindest bessern. In der Regel gelten 3 Behandlungen bei chronischen Schmerzen wie Rückenschmerzen oder Gelenkschmerzen bei Rheuma als ausreichend. Ganz selten wird eine mehrfache Anwendung der Blutegeltherapie über längere Zeit erforderlich.
Wie lange hält die Wirkung der Blutegeltherapie an?
Auch wie lange die Wirkung der Blutegeltherapie anhält, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Manche Menschen sind einige Tage beschwerdefrei, haben also keine Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen mehr, andere wiederum können mehrere Wochen, ein halbes Jahr oder mehrere Jahre ohne Beschwerden wie Schmerzen in den Gelenken oder Rückenschmerzen verbringen.
Wer darf eine Blutegeltherapie durchführen?
Eine Blutegeltherapie mit medizinischen Blutegeln kannst Du in einer naturheilkundlichen Praxis ebenso machen lassen wie in spezialisierten Arztpraxen oder Kliniken (ambulant oder stationär). Bei diesen Adressen kannst Du Dir sicher sein, dass die Egel aus der Zucht stammen und nicht mit Viren oder Bakterien verunreinigt sind.
Wenn Du einen Therapeuten für die Blutegeltherapie in der Nähe suchst und eine Adresse benötigst, kannst Du unter http://www.blutegel.de/egel/export/sites/default/de/therapeuten_de/therapeutenliste2.html die Therapeutensuche starten.
Von einer Eigenbehandlung wird dringend abgeraten. Es besteht die Gefahr, dass man die Egel falsch platziert, etwa auf Hautbereiche mit einer blutreichen Ader. Dadurch können sich eventuell vorhandene Blutgerinnsel lösen und Schaden im Körper anrichten.
Kosten für die Blutegeltherapie
Die Kosten für eine Blutegeltherapie werden von den Krankenkassen nicht übernommen, es sei denn, Du hast eine Zusatzversicherung für naturheilkundliche Verfahren. Lässt Du die Behandlung in einem Krankenhaus durchführen, werden die Kosten hingegen getragen. Der Preis für eine Blutegelbehandlung beim Heilpraktiker liegt um die 300 Euro, inklusive Gespräch, Behandlung und Nachsorge. Diese Kosten musst Du selbst tragen.
Welche Nebenwirkungen oder Risiken können bei der Blutegeltherapie auftreten?
Gemeinhin gilt die Blutegeltherapie als sanftes und nebenwirkungsarmes Naturheilverfahren. Mit starken Nebenwirkungen ist dabei so gut wie nicht zu rechnen. Doch wie jede medizinische Therapie können auch bei der Blutegeltherapie bestimmte Nebenwirkungen nicht immer ausgeschlossen werden. Dazu gehören Hautrötungen, Schwellungen, Infektionen, Blutergüsse, Juckreiz, Pigmentstörungen oder allergische Reaktionen, die aber keine Gefahr darstellen. Im Rahmen einer Blutegeltherapie kann es in Einzelfällen zu verstärkten Nachblutungen, Kreislaufproblemen mit Blutdruckabfall, Fieber und Schüttelfrost kommen. In diesen Fällen solltest Du einen Arzt aufsuchen.
Wann sollte eine Blutegeltherapie nicht durchgeführt werden? – Kontraindikationen
Die Blutegeltherapie empfiehlt sich nicht für alle Menschen. Nicht angewendet sollte das Naturheilverfahren bei:
- ausgeprägter Schwäche des Immunsystems
- einer fortgeschrittenen Krebserkrankung oder einer anderen schweren chronischen Erkrankung
- während einer Chemotherapie
- nach einer Organ-Transplantation
- Dialyse-Patienten
- schweren Allergien (u.a. gegen den Speichel des Blutegels)
- Blutarmut (Anämie)
- Blutgerinnungsstörungen sowie bei Einnahme von Blutverdünnungsmitteln
- fortgeschrittenen peripheren Gefäßerkrankungen
- fortgeschrittener Erkrankung der Leber wie Leberzirrhose
- akuten Magen- oder Darmgeschwüren
- schlecht eingestelltem Diabetes mellitus
- in der Schwangerschaft
- Autoimmunkrankheiten
- Erkrankungen im arteriellen Gefäßsystem
- Kindern
Blutegeltherapie bei Tieren: Hund, Pferd oder Katze mit Egeln behandeln
Bei Tieren wie Hunden, Katzen oder Pferden kann eine Blutegeltherapie ebenfalls zum Einsatz kommen und Beschwerden wie Gelenkschmerzen oder Steifigkeit in den Gelenken lindern helfen. Um bei Deinem Tier eine Blutegeltherapie durchführen zu lassen, solltest Du einen spezialisierten und erfahrenen Therapeuten aufsuchen. Dies sind im Falle von Hund, Katze oder Pferd Tierärzte oder Tierheilpraktiker. Zur Behandlung vor Ort sind die Blutegel dann bereits vorhanden. Selber solltest Du die Anwendung beim Pferd oder Hund nicht machen, denn man muss wissen, an welche Hautstellen die Egel anzusetzen sind, um ein Leiden zu lindern. Die Kosten für die Blutegelbehandlung beim Pferd oder Hund betragen zwischen 200 und 300 Euro.
Quelle: bach-blueten-portal.de