BLUTEGELTHERAPIE
Der Blutegel ist schon lange Zeit vor dem Mittelalter für seine heilende Wirkung bekannt. In der Medizin erlebt die Egeltherapie nun eine Renaissance.
Das Wort „Egel“ stammt vom griechischen Wort echis, was soviel wie kleine Schlange bedeutet. Bei den Germanen entsprach das Wort „Blutegel“ mehr oder weniger dem Wort „Heiler“ und war jahrhundertelang ein treuer Helfer der Ärzte. Der bekannteste ist der medizinische Blutegel (Hirindo medicinalis), der heute für therapeutische Zwecke gezüchtet wird.
Im Mund des Egels liegen die 3 strahlenförmig angeordneten Kiefer mit ca. 80 Kalkzähnchen. Die Egel werden an sauberen, nicht gecremten Hautstellen angesetzt. Sein Biss ist sternförmig (der Patient empfindet dann einen maximal leichten Schmerz). Durch die Öffnung zwischen den Zähnen wird sofort die sogenannte Saliva (Blutegelspeichel) abgegeben. Diese Saliva enthält die folgenden bisher identifizierten Wirkstoffe:
- Hirudin: dieser Hauptwirkstoff sorgt für die Hemmung der Blutgerinnung.
- Calin: eine ebenfalls für die Blutgerinnung verantwortliche Substanz im Speichel bewirkt das Nachbluten der Wunde, welches eine reinigende Funktion einnimmt und mit einem sanften Aderlass zu vergleichen ist.
- Egline: entzündungshemmend, Hyaluronidase; antibiotisch wirkend.
- Kollagenase: hemmt die Thrombozyten-Aggregation.
Desweiteren sind noch andere, nicht identifizierte Substanzen in dem Speichel enthalten, die den einzigartigen Wirkstoffcocktail ausmachen.
Die durchschnittliche Saugzeit des Egels beträgt etwa 30-60 Min., max. bis zu 2 Stunden. Jeder Egel trinkt ca. 8-10 ccm Blut. Die Egel lassen dann los und rutschen ab. Jetzt erfolgt die Nachblutung (in etwa noch einmal dieselbe Menge Blut). Aus den kleinen Wunden werden Substanzen wie z.B. Histamin ausgeschwemmt, die einen schnellen Heilvorgang garantieren. Gleichzeitig werden Stauungen aufgelöst, Muskel- und Hautspannungen vermindert, Schmerz- und Druckempfinden an den betreffenden Stellen gemindert. Ebenso werden Stoffwechselprozesse angeregt, eine Entgiftung und Entschlackung des Organismus und dadurch eine Anregung der Selbstheilungskräfte sind die Folge. Deshalb sollte das Nachbluten, welches bis zu 24 Stunden lang nach der Behandlung andauern kann, nicht unterbunden werden. In Ausnahmefällen wird ein leichter Saugverband angelegt.
Der schonende Aderlass wird bei Erkrankungen des Bewegungsapparates sowie sämtlichen entzündlichen Prozessen eingesetzt. Bei schmerzhaften Arthrosen wird Schmerzlinderung und eine Entzündungshemmung verschafft. Sinnvoll kann die Behandlung von schlecht heilenden Wunden unterstützt werden.
Der große Vorteil bei einer Blutegelbehandlung ist, dass innere Organe wie Leber, Niere und Herz nicht unnötig belastet werden wie bei z.B. einer Medikation über herkömmliche Schmerzmittel. Daher ist die Therapie auch bei älteren Menschen sehr gut anwendbar.
Die Blutegeltherapie darf nicht angewendet werden bei Blutgerinnungsstörungen, Anämie, gleichzeitiger Anwendung blutgerinnungshemmender Medikamente, vorhandener Immunsuppression und paralleler Therapie mit quecksilberhaltigen Medikamenten.
Quellen: praxis-link.de