Hirudotherapie - eine österreichische Geschichtsstunde

Hirudotherapie - eine österreichische Geschichtsstunde

Medizinische Blutegel – lebende Arzneimittel
 
Geschichte der Blutegeltherapie
 
Das Ansetzen von Blutegeln ist eine sehr alte Therapie. Erste schriftliche Hinweise finden sich im Papyrus Ebers aus dem 16. vorchristlichen Jahrhundert. In der antiken indischen Medizin hatten Egel seit Jahrtausenden einen festen Platz, Dhanvantari, der Gott des Ayurveda, trägt einen Blutegel in einer seiner vier Hände. Galenos von Pergamon (129–199 n. Chr.) integrierte das Konzept des Blutentziehens in seine Säftelehre und empfahl das Ansetzen von Egeln bei Augenentzündungen, Nasenbluten, Amenorrhoe, Angina und Krampfadern.

Ihre Hochblüte erlebte die Blutegeltherapie im 19. Jh., der Egelbedarf erreichte gigantische Ausmaße. Die natürlichen Bestände wurden stark dezimiert, die Preise stiegen um ein Vielfaches, und tonnenweise wurden Hirudines in Hochpreisländer exportiert. Um die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen wurde der Export verboten und mittels Hofdekret vom 27. Februar 1823 vorgeschrieben, dass die Taxe für Blutegel in den Apotheken nach den Ortsverhältnissen jeder Provinz jährlich neu zu berechnen ist.

1832 kostete 1 Blutegel 3 ¾ Kreuzer, das entspricht heute etwa € 1,40
(siehe "Die Kaufkraft von alten österreichischen Währungen seit dem Jahr 1820" sog. INFLATIONSCOCKPIT der OeNB)

Mit dem Ende des 19. Jahrhunderts verlor die Blutegeltherapie an Bedeutung, da sie von der aufkommenden wissenschaftlichen Medizin abgelehnt wurde. Seit einigen Jahren erlebt die Egeltherapie eine echte Renaissance und kommt mittlerweile sogar in der modernen Unfall- und Transplantationschirurgie zum Einsatz. Blutegel gelten als lebende Arzneimittel und haben sogar eine Pharmazentralnummer.

 

 

 

Quelle: apothekerkammer.at

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