Blutegeltherapie bei Beinstumpfwunden

Blutegeltherapie bei Beinstumpfwunden

Blutegeltherapie zur Wundheilung: Was wird sie bewirken?

Blutegel-Therapie

Nach der Operation des Beinstumpfes lerne ich die Blutegeltherapie kennen und reflektiere meinen Krankheitsverlauf sowie mein Leben. Außerdem merke ich auch die Nebenwirkungen der Chemo.

Übelkeit und Appetitlosigkeit

Mittwoch, 30. 01. 2019

Die vergangenen Tage ging es mir überhaupt nicht gut. Ich habe sie damit verbracht, das Ganze – die Krebserkrankung, die Operation des Beines, die Aussichten in die Zukunft – nicht allzu nah an mich heranzulassen.

Wie jeden Morgen wurde auch heute wieder mein Blut kontrolliert, genauer gesagt: die Leukozyten (weiße Blutkörperchen).  Es ist schlimm, wenn man schon morgens mit einer fürchterlichen Übelkeit aufwacht und man genau weiß, dass man eigentlich etwas zu sich nehmen muss, der Magen einem aber etwas anderes sagt. Ok, mehr als probieren geht nicht; ich stelle aber fest, dass es nicht funktioniert. Und eigentlich brauche ich das Essen, um zu Kräften zu kommen.

Wenn ich mir vorstelle, dass ich bis letzte Woche noch zum Training gefahren bin… davon bin ich jetzt meilenweit entfernt. So wird es auch noch etwas bleiben. Aktuell schätze ich, dass ich bestimmt über zwei Kilo verloren habe. Für morgen ist eine Blutegeltherapie geplant und wie gehabt die Blutkontrolle.

Bin mal gespannt, wie es mir morgen geht und was die Blutegeltherapie bringt.

Blutegel zur Wundheilung nach der OP

Donnerstag, 31. 01. 2019

Morgens wie immer wach geworden mit schrecklicher Übelkeit. Frühstück habe ich mir dann reingezwungen. Ok, war nicht so gut die Idee. Es blieb leider nicht drin. Magenkrämpfe ohne Ende.

Wie immer wurde wieder Blut abgenommen. Ich bin so gespannt, was dabei rauskommt. Aktuell sinken meine Leukozyten leider sehr stark. Den Grund kann man mir nicht nennen.

Ich kann es selber kaum beschreiben, wie es mir geht. Müde, aber nicht schläfrig. Erschöpft, komme aber nicht zur Ruhe. Kann meinen Tagesablauf nicht selbst bestimmen; weiß nie, welche Reaktion ein Getränk oder das Essen auf mich hat. Heute plagte mich nach nur einem Schluck Wasser ohne Kohlensäure ewig lange ein Schluckauf – ist übrigens auch eine Nebenwirkung der Chemotherapie. Gut, es ist erst zwei Tage her, dass ich meine vierte Chemo hatte, somit müsste ich zufrieden sein. Bin ich auch – ich werde nur langsam ungeduldig.

Pünktlich um 11.00 Uhr war es dann soweit: Ich durfte mich das erste Mal einer Blutegeltherapie unterziehen. Blutegel werden gerne in der postoperativen Phase zur Wundversorgung verwendet.

Die Indikation wird durch den Arzt gestellt. Die Blutegel werden gerne genommen, wenn sich großflächige Hämatome gebildet haben, die selber zum Abbau zu lange brauchen. In der Regel werden ja nach Wundfläche 2-4 Tiere eingesetzt.

Hier eine kurze Anleitung wie das Ganze vonstatten geht.

Die Durchführung einer Blutegeltherapie:

  • Der Patient wird informiert und die benötigte Anzahl an Tieren wird bereitgestellt. Das entsprechende Körperteil wird auf einer grünen Unterlage gelagert.

  • Der alte Verband wird entfernt. Eine Reinigung oder gar Desinfektion des Wundgebiets muss vorerst unterbleiben, da die Blutegel sonst nicht „anbeißen“.

  • Die Tiere werden vorsichtig, einzeln auf die betreffende Körperstelle gelegt. Eventuell bewegt sich der Egel noch ein wenig umher, um eine geeignete Stelle zum Fressen zu finden.

  • Wenn alle Tiere angebissen haben, werden sie locker abgedeckt.

  • Die direkte Anwesenheit einer Pflegekraft beim Saugen ist, je nach Befinden des Patienten nicht nötig. Kontrollen erfolgen alle 5-10 Minuten. Der Patient wird angewiesen, sich zu melden, sobald ein Egel sich löst.

  • Wenn die Egel satt sind, fallen sie alleine ab. Dies kann bis zu 30 Minuten dauern.

  • Die Nachbereitung: Die Egel werden eingesammelt und direkt durch überschütten von Kochsalz getötet. Die Entsorgung erfolgt über den Stationsmüll.

  • Es erfolgt die Reinigung und Desinfektion der Körperstelle.

  • Dann kommt das Anlegen eines Verbandes: Dabei ist darauf zu achten, dass eine ausreichende Saugkompresse mit eingearbeitet wird.

  • Der Verband muss regelmäßig auf Durchblutung kontrolliert werden. In  den ersten drei Stunden ca. halbstündlich

  • Bei stärkeren Blutungen wird der Arzt informiert.Was soll ich sagen: Es war schon komisch zu wissen, dass man da ein paar Tiere an die frische OP-Wunde gesetzt  bekommt. Ich bin mal gespannt, was es für eine Wirkung auf den Wundheilungsprozess hat.

Den Rest des Tages ist nicht mehr viel Spannendes passiert. Ich leide extrem unter den Nebenwirkungen der Medikamente. Wirklich helfen kann man mir da aber nicht. Ich mache das Beste daraus und versuche trotzdem, meine Selbstständigkeit hier im Krankenhaus zu behalten. Wenn ich zu Hause bin, bin ich auch auf mich gestellt. Mal schauen wie es mir morgen geht.

Was wäre wenn… Gedanken über das Leben

Freitag, 01. 02.2019

Oh Mann, da wird man morgens wach – und es ist doch tatsächlich schon Februar. Ich kann mich noch daran erinnern als ich vor fünf Wochen am 21.12.2018 die Diagnose Knochenkrebs bekommen habe.

Ab diesem Tag fängt man an, darüber nachzudenken, ob man mit dem, was man bisher erreicht hat, alles richtig gemacht hat oder ob man hätte was verbessern können. Ok, der ein oder andere wird jetzt sagen: Klar, verbessern kann man immer etwas, aber wird man damit auch glücklich? Wäre ich auch an dem beschissenen Krebs erkrankt, wenn ich mein Bein nicht durch einen MRSA-Keim verloren hätte?

Ich glaube, auf diese Frage werde ich nie eine Antwort bekommen. Aber warum beschäftigen mich gerade heute so viele Gedanken? Ich kann es nicht sagen. Auf was ich wirklich stolz sein kann, ist auf die Entwicklung meiner beiden Kinder. Beide haben durch meine Erkrankung früh lernen müssen, selbständig und auf eigenen Beinen stehen zu müssen.

Das erleichtert es mir ungemein, die vielen Krankenhausaufenthalte durchzustehen. Eine Sorge weniger. Beide wohnen mittlerweile in ihren eigenen vier Wänden und  sind beruflich gefestigt Da kann man mit Recht stolz sein. Und es zeigt einem, dass man doch alles richtig gemacht hat.

Und während ich hier so sitze und über mein Leben nachdenke, kommt auch der Krankenpfleger mit den nächsten beiden Blutegeln. Ich habe da nämlich noch zwei Stellen, die extrem druckempfindlich und schmerzhaft sind. Mal schauen ob sie genug Appetit mitgebracht haben.

 

Der Ablauf ist wie gestern der gleiche, außer dass sie an eine andere Stelle am Stumpf angesetzt werden. Ob sie genau da anbeißen, ist aber den Egeln selbst überlassen. Sie wissen am besten, wo es genug Nahrung gibt.

An einer Stelle – auf der Rückseite des Stumpfes – war es besonders schmerzhaft. Nach über einer halben Stunde war es dann aber auch schon wieder vorbei. Nachsorge erfolgt dann wie am Donnerstag. Was meine Übelkeit betrifft, ging es mir heute für meine Verhältnisse erstaunlich gut.

 

 

Quelle: beuthel.de

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